Los Nr.810
Leutnant Hermann Göring
Bordbuch "I." vom 11.11.1914 bis zum 21.6.1915
Detaillierte eigenhändige Beschreibungen Görings von 47 Flügen als Beobachter mit seinem Freund, Flugzeugführer Loerzer in der Feld Flieger Abt. 25, Stenay, überwiegend auf den Doppeldeckern Aviatik "B 36" und Albatros "B 990". Liniertes DIN A5 Heft mit Vordrucken für Flugdaten, Wetterlage, Fotografien, Flugstrecke und Trefferergebnis abgeworfener Bomben, in Tinte, teils in Bleistift akribisch ausgefüllt und mit Meldungen, Besonderheiten und Berichten in den freien Textzeilen, die Meldungen an das A.O.K.V meist in Abschrift von Görings Hand anbei. Z.B. zum 5. Flug am 17./11.14 "Auftrag: Bombenabwurf auf Verdun (Geschwaderflug der Flieger der 5. Armee). Infolge der zunehmenden Bewölkung Auftrag nicht ausgeführt... Bei Flabas und Ville aus Richtung Bois de Caures und Beaumont stark von feindlicher Artillerie beschossen worden". 6. Flug am 19.11.1914 "Auftrag: Bombenabwurf über Florent in den Argonnen (französ. Stabsquartier) und Beobachtung der Eisenbahnen... 2 Bomben über Florent. Explosion beider im Dorfe beobachtet." 11. Flug am 22.12.14 "Bei Neuvilly (während des Rückfluges) griff uns ein franz. Doppeldecker mit anscheinend Masch. Gew. an... Nachdem ich 30 Patronen verschossen hatte, ging er sehr steil in eine Wolke hinab und landete". 20. Flug am 21.3.1915 "Auftrag: Schußbeobachtung für Fuß Artl.Regt. Simmerer... Während des Kreisens mehrmals die ausgemachten Leuchtsignale abgegeben, doch erfolgte infolge Irrtums kein Schuß unserer Batterien". 28. Flug am 29.4.1915 "Auftrag: Artillerieschußbeobachtung für Fuß Artl. Regiment Simmerer (Livy)... Es schossen 2 21cm Mrs mit Granaten 14.. Es wurden 17 Schuß abgegeben, wovon wir 15 beobachten und korrigierten mit Hilfe der Funkentelegraphie", dabei Abschrift der "Erdstation Stenay" des Funkverkehrs, u.a. "5,38 habe verbindung bin gut zufrieden göring... 8,02 motor setzt aus wir müssen landen versuchen stenay zu erreichen batterie soll schiessen abbrechen trifft doch nichts ich lande".
Auf den letzten beiden Seiten separat gelistet 13 "Platzflüge u. aufgegebenen Flüge". Eingeklebte Karte von Metz/Nancy im Maßstab 1:300.000.
Kartonierter Einband, von ihm beschriftet "Göring Leutnant - Bordbuch", in rotem Kopierstift nummeriert "I" und mit Stempel der Feldflieger-Abteilung 25.
Bordbücher des 1. Weltkrieges sind große Raritäten und nicht alle sind in dieser akribischen Ausführlichkeit mit der Liebe zu Details wie Abschriften der Meldungen an das A.O.K. oder vom Funkverkehr geführt. Die Bordbücher (vgl. auch das folgende Los) Hermann Görings sind zudem auch noch von größter historischer Wichtigkeit, denn sie lassen in seinen nüchternen und sachlichen Worten den Wagemut und das Draufgängertum erahnen, was in vielen Biografien über ihn schon wortreich geschildert wurde und was nicht zuletzt auch Kronprinz Wilhelm von Preußen so an ihm schätzte.
Hermann Göring, seit Januar 1914 Leutnant, beginnt am 13. Oktober 1914 seine Beobachterausbildung in der Flieger-Ersatzabteilung 3, die am 27.10. endet. Vom 28. Oktober bis zum 29. Juni 1915, also dem Zeitraum dieses Bordbuches, fliegt er als Beobachter mit Lt. Loerzer in der FFA 25 und beginnt am 30. Juni 1915 seine Fliegerausbildung in Freiburg.
Provenienz: Aus dem Nachlass von Carin Göring stammend, in deren Besitz sich zahlreiche frühe Dokumente Hermann Görings befanden, die auch nach ihrem Tod in Familienbesitz verblieben.

Zustand: II

Limit: 3500 EURO

6900 EURO