Los Nr.5460
Hochbedeutendes Archiv offizieller Dokumente und Manuskripte aus der Zeit des griechischen Freiheitskampfes und der Belagerung von Missolonghi (1823 - 1829).
Der griechische Freiheitskampf von 1823 bis 1829 war eines der wichtigsten Ereignisse in der europäischen Staatengeschichte des 19. Jahrhunderts. Die öffentliche Meinung in Europa unterstützte eindeutig den griechischen Unabhängigkeitskampf. Viele Freiwillige aus europäischen Ländern kämpften an der Seite der Griechen, so auch der englische Dichter Lord Byron, der 1824 in Griechenland fiel. Nach der Seeschlacht bei Navarino, in der die Türken drei Viertel ihrer Flotte verloren und dem Vertrag von London, wurde Griechenland ein unabhängiges Königreich mit Otto von Bayern als erstem König. Trotz der, in vielen Bereichen guten Quellenlage über diese Zeit, der Geburt des modernen griechischen Staates, stellt das hier beschriebene, umfassende Archiv eine außergewöhnliche Quelle dar. Es umfasst 120 Originaldokumente in griechischer Sprache, zwei griechische Zeitungen und vier türkische Manuskripte, die sich alle mit der griechischen Revolution befassen. Der Schwerpunkt liegt auf der Gründung einer Volkswirtschaft im neu entstehenden griechischen Staat. Das gesamte Urkundenmaterial - bislang unpubliziert - enthält grundlegende Informationen über die Revolutionszeit, wirft ein neues Licht auf die "Hetärie der Philiker" (des Bundes der Freunde), die in Odessa gegründet worden war, ihre Verbindung mit der ionischen Insel Zakynthos und die Rolle, die sie bei der Gründung des neuen Griechischen Staates spielte. Die führenden Köpfe der griechischen Freiheitsbewegung sind mit Autographen in diesen Manuskripten vertreten. So finden sich Dokumente (nahezu alle handschriftlich) mit den Unterschriften von A. Mavrocordatos, G. Kountouriotis, G. Praides, Chryssospathis, Notaras, Negris, Spiliopoulos, Kaissaris, Vikelas, Theocharopoulos, J.J. Mayer, N. Papadopoulos, Maggianas, I. Kolettis, Lourides, Polychronis, Tzamados, Spiliotakis, K. Mavromichalis, Tomaras, St. Levides, Sourmelis, Anagnostaras, Papageorgiou, Argyris, I. Chryssovelonis, Benizelos-Rufos, Kapodistrias, Christites, Argyropoulos und viele andere mehr. Schon diese einzelnen Autographen sind von einzigartigem historischem Reiz. Unter den Führern der griechischen Freiheitsbewegung, die in diesem Archiv eine Sonderstellung einnehmen, sind Alexander Mavrocordatos und Georg Kountouriotis hervorzuheben. Alexander Mavrocordatos (1791 - 1865) entstammt einer alten byzantinischen Familie. Er hatte sich gleich zu Beginn des Aufstandes nach Griechenland begeben und wurde 1822 zum ersten Präsidenten der griechischen Nationalversammlung in Epidauros gewählt. Er spielte als hochgebildeter Anführer des griechischen Freiheitskampfes eine bedeutende Rolle, war später unter König Otto Gesandter in München und, nachdem Griechenland 1843 eine Verfassung bekommen hatte, 1843/44 und 1853 Premierminister. Georg Kountouriotis, geboren um 1783, entstammte einer reichen Familie von Hydra und war maßgeblich daran beteiligt, dass sich die, durch Handel wohlhabend gewordenen Inseln wie Hydra, Spezes und Ypsara dem griechischen Freiheitskampf anschlossen. Er unterstützte den Aufstand mit zehn eigenen Schiffen und erheblichen finanziellen Mitteln. 1823 war er in der Volksversammlung in Astros zum Präsidenten des gesetzgebenden Rates ernannt worden, kam aber später in Konflikt mit der griechischen Opposition. Die Portraits dieser beiden bedeutenden Persönlichkeiten, dem Werk von Kranzeisen entnommen, sind hier abgebildet. Ein wichtiges Dokument im Archiv ist das "Tagebuch der Belagerung von Missolonghi 1825 - 26" von Johannes Jakob Mayer, herausgegeben von G. Drosinis in der griechischen Ausgabe von 1926. Mayer war einer der verdienstvollsten schweizerischen Philhellenen, der 1822 zur Unterstützung des griechischen Aufstandes nach Griechenland kam. Beim Untergang Missolonghis am 23. April 1826 fand Mayer mit seiner ganzen Familie den Tod. Er hatte sich "als Arzt, Apotheker, Journalist, Regierungssekretär und zuletzt als Oberkommandierender einer Besatzungstruppe der Griechen hervorgetan und ist im Kampf gegen die Türken und Ägypter gefallen" wie es in der Chronik "Über die Philhellenenzeit" von Barth und Kerig-Korn heißt. Dieselbe Chronik fährt fort "Seine Beschreibung der Belagerung von Missolonghi ging für immer verloren.". Dies ist glücklicherweise nicht der Fall und so ist denn das von Drosinis 1926 in griechischer Sprache herausgegebene Tagebuch ein besonders wertvoller Teil des Archivs. Bedeutend ist auch die Summe der Stempel und Siegel des neuen griechischen Staates auf den verschiedenen Urkunden und Dokumenten, u.a. das offizielle Siegel des Gouverneurs von Griechenland, des Kriegsministeriums, der Finanzverwaltung, des Führers der Exekutive, des Justizministeriums und anderer mehr, die in deutscher Umschrift lauten: "O KYVERNITIS TIS HELLADOS", "ETHNIKON TAMEION", "O PROEDROS TOY EKTELESTIKOY", "MINISTERION TOY POLEMOY", "MINISTERION TIS DIKAIOSYNHS", "PROSORINI DIIKISIS TIS HELLADOS", DIMOGERONTIA TI HELLADOS", "ARCHISTRATIGON TIS HELLADOS", "I EPI TIS ECONOMIAS EPITROPI". Zusammengestellt wurde das Archiv von Stamatios Levidis, dessen Biografie und Portrait in einem Sonderdruck erschienen ist. Anmerkungen und Nummerierungen der einzelnen Schriftstücke mit blauem und rotem Stift stammen von seinem Sohn und Enkel, die im späten 19. und frühen 20.Jhdt. das Archiv zusammengestellt haben. Eine Liste der 120 Positionen ist auf Wunsch verfügbar. Wir bedanken uns für die großzügige Unterstützung und Bearbeitung des Archivs bei Professor Dr. Jan Murken, dem Direktor des König Otto von Griechenland - Museums in Ottobrunn bei München.
Zustand: II |
Limit: 20000 EURO |
|
105000 EURO |
|